Musikalisch lebt die Tradition der Kapuziner weiter – Bernhard Waas blickt auf 30 Jahre Chorgeschichte zurück (2020)

Von Lisa Brand

Burghausen. Angefangen hat der Burghauser Kapuzinerchor mit einfachen Stücken, heute gehören Messen von Mozart und Haydn zu ihrem Standardrepertoire. Seit 30 Jahren sorgt der Chor in der Kapuzinerkirche Sankt Anna und bei vielen weiteren Veranstaltungen für die musikalische Gestaltung. „Wichtig ist mir, dass man die Kapuziner nicht vergisst“, sagt Chorleiter Bernhard Waas.

Als er 1990 den gemischten Chor gründete, war er gerade einmal 19 Jahre alt. „Ich war bei den Ministranten und wir haben uns den Damen ein bisschen angenähert“, erinnert er sich. Der vierstimmige Mädchenchor, die Mädchenschola, hatte damals Nachwuchsprobleme. Aus diesem Grund schlossen sich vier musikbegeisterte Ministranten um Waas mit den Damen zusammen und der Chor der Kapuzinerkirche St. Anna Burghausen entstand. 1994 wurde das Internat und das Kloster geschlossen. Übrig blieb der kleine, bescheidene Chor. Heute besteht er aus neun Herren und 14 Frauen im Alter zwischen 21 und 81 Jahren. Acht davon sind Sänger der ersten Stunde. Neue Mitglieder kommen selten dazu. Da das Grundrepertoire relativ groß ist, sollten Einsteiger Routine haben, sonst sei es schwer mitzukommen.

„Ein musikalischer Höhepunkt ist immer das Adventskonzert“, sagt Bernhard Waas. Es wurde schon von Internatsschüler seit 1973 in Burghausen und in den umliegenden Kapuzinerklöstern, wie Rosenheim und Laufen, aufgeführt. Es war immer sehr professionell und beeindruckend, so Waas. Deshalb überlegte er, ob sein Chor diese Tradition weiterführen solle. „Die erste Aufführung war ganz nett besucht.“ Mittlerweile müssen zusätzlich Stühle in die Sankt-Anna-Kirche gestellt werden. Von den Zuhörern wird das Konzert sehr geschätzt.

Ein anspruchsvolles A-cappel-la-Stück, das Waas besonders viel bedeutet, ist der Sonnengesang, den Heinrich Wimmer für den Chor neu vertonte. „Das Werk geht in Richtung Filmmusik, aber mit klassischen Elementen.“ Man könne die einzelnen Bausteine wie Sonne, Mond und Bruder Wind heraushören. Auch der Tod wird thematisiert und wenn man den deutschen Text nicht verstehen würde, wisse man, dass es um etwas Negatives gehe, so Waas. Erstmals aufgeführt wurde diese Version des Sonnengesangs 2009 in der Kapuzinerkirche.

2012 fand während der Landesausstellung, die Deutschland und Österreich gemeinsam organisiert hatten, ein Konzert in der Maria-Ach-Kirche in Ach-Wanghausen statt. Bernhard Waas hatte dafür ein Programm aus Werken von Komponisten aus der Grenzregion zusammengestellt. Von Anton Diabelli über Pater Alberikus Hirschberger bis hin zu Franz Xaver Gruber – der Chor gab ein abwechslungsreiches Programm, zum Besten.

Die musikalische Vielfalt ist das Markenzeichen des Burghauser Kammerchors. „Wir haben eine extreme Bandbreite vom Choral bis zur Neuzeit“, sagt Waas stolz. Dass sie sich ständig mit neuen Sachen beschäftigen, halte seinen Chor fit. Letztes Jahr haben sie zum Beispiel eine Messe von Wolfgang Amadeus Mozarts Vater, Leopold Mozart, neu einstudiert. Die Wahl der Musikstücke hänge von der Veranstaltung und Chorgröße ab. Ein Stück mit großer Orchesterbesetzung sei für eine kleinen Chor eher weniger geeignet, weil man sonst die Sänger nicht hört. Manchmal legt Bernhard Waas auch ein Werk weg – zum Beispiel wenn es zu schwer ist oder dem Chor nicht gefällt.

Natürlich kamen in den 30 Jahren Chorgeschichte auch Herausforderungen auf die Sänger zu. „Es gab Zeiten, in denen wir fast am Boden gelegen wären“, sagt Waas. Die Sänger waren extrem jung als sie angefangen haben und als einige Abitur gemacht hatten, wäre der Chor fast auseinander gefallen. Aber es hätten sich immer wieder neue Leute gefunden und manche haben wieder angefangen, als sie nach Burghausen zurückkehrten. Heute seien die 23 Sänger sehr beständig. Sie kommen aus Burghausen und Umgebung, auch Österreich. Eine Sängerin fährt regelmäßig von Traunstein zu den Proben. „Wir proben jede Woche zwei Stunden und dann geht auch was weiter“, so der Chorleiter. Um den Zusammen halt zu stärken, macht die Gruppe jährlich ein Probenwochenende im österreichischen Michaelbeuern. Dort werden sie von einem professionellen Sänger gecoacht – als Vorbereitung auf das Adventskonzert.

Proben konnte der Chor coronabedingt nur von Juni bis Oktober – in der Aussegnungshalle des Friedhofs. Die meisten Auftritte fandenin kleinen Besetzungen, zu viert, statt. „Insgesamt haben wir noch nie so oft gesungen wie heuer“, sagt Bernhard Waas. Bei der Nacht der Kirchen im Oktober trat der Chor zuletzt auf. Für das anstehende Adventskonzert wären die Sänger bereit ewesen, aber es entfällt.